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Erika Wagner (Vita)

An einem Oktobertag besuchte Marlies Wellmer die frühere Gemeindeschwester der evangelischen Kirchengemeinde Voerde, Erika Wagner. Sie verbringt den Lebensabend im Feierabendhaus der Kaiserswerther Diakonie. Marlies Wellmer sprach mit der Sechundneunzigjährigen über ihr Berufsleben in Voerde, über frühere Zeiten und ihre Hobbies.

Diakonisse sei sie geworden, weil sie für andere da sein wollte, antwortete Schwester Erika spontan auf die Frage nach der Motivation für ihre Berufswahl. Ihr Vater, ein preußischer Reichsbahnbeamter, kannte eine Kaiserwerther Schwester. Und so kam die junge Erika Ende der zwanziger Jahre zur Ausbildung in die Diakonieanstalt nach Düsseldorf. Im dortigen Krankenhaus erlernte sie die Krankenpflege, arbeitete dann auch in der Pflege, wurde Haustochter bei Gemeindeschwestern, bevor sie als Diakonisse nach Voerde „geschickt“ wurde. Auf die Wahl ihres Einsatzortes hatte sie keinen Einfluss.

Seit 1945 gab es in Voerde Diakonissen, von denen Schwester Erika neben Schwester Wilhelmine eine der ersten und am längsten arbeitenden Schwestern war.

„Die Leute kamen zuerst zu uns, wenn sie ein gesundheitliches Problem hatten“, erzählt Schwester Erika schmunzelnd, „aber wir hatten guten Kontakt zu den Hausärzten und arbeiteten mit ihnen Hand in Hand. Für die häusliche Nachsorge und Pflege waren wir dann zuständig.“

Über fast drei Jahrzehnte – bis 1977 -  ging Schwester Erika in den Häusern ein und aus, wo Kranke und Pflegebedürftige zu versorgen waren. Sie erinnert sich , dass ihr Wirken nicht nur im Verabreichen von Medikamenten, Spritzensetzen und der Wundversorgung bestand, sondern dass sie vor allem auch als vertrauensvolle Beraterin den Kriegswitwen zur Seite stand. „Da gab es keinen Unterschied zwischen Evangelischen und Katholischen“, betont sie. „Wer uns rief, zu dem sind wir gegangen. Dankbar waren alle.“

Anfangs legte sie die Wege zu Fuß zurück, dann bekam sie ein Fahrrad, später Moped, Motorroller und schließlich einen PKW, mit dem sich die Fahrzeiten erheblich verkürzten. So waren ihr mehrere Besuch am Tag bei Kranken möglich. Neben der Tätigkeit in der häuslichen Pflege übernahm sie die Leitung der Kindergottesdienste bis Pfarrer W. Petri nach Kriegsende in die Gemeinde zurück kam.

In guter Erinnerung sind ihr die Ausflüge mit dem Mädchenkreis, zum Beispiel zur Werdener Seenplatte, der Chor im Gemeindehaus, die Bastelgruppen und das freundschaftliche Miteinander in den Frauenhilfen. Letztere waren es, die ihr zum Geburtstag etwas Geld schenkten. Dann konnte sie sich mal ein schönes Kleid kaufen. „Aber im Dienst trug ich selbstverständlich immer meine Tracht, die taubenblaue am Sonntag und bei offiziellen Anlässen das gepunktete dunkelblaue Arbeitskleid mit Pelerine im Alltag. Immer gehörte das Rüschenhäubchen dazu.“

Längst hängen die Trachten im Kleiderschrank, sind die Diakonissen mit Häubchen aus dem Straßenbild verschwunden. Geblieben ist die Erinnerung an Zeiten, in denen die persönliche Zuwendung zum Kranken im Mittelpunkt stand; denn  - sagt Schwester Erika zum Abschied: „Wir habens für ein Dankeschön gemacht, und ich würde alles noch mal genauso machen.“

Verfasserin: Marlies Wellmer

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