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Else Hegmann (Vita)

Milch, Eis und Feinkost  -  das Leben der Else Hegmann (geb. Flores)

 

Else Flores wurde als drittes von sieben Kindern am 28.09.1929 in Voerde geboren.

Zwei Wochen vor ihrer Geburt hatte ihr Vater das Milchgeschäft Gockel aus Möllen gekauft.

Zunächst war der Milchladen im Elternhaus an der Frankfurter Straße (gegenüber der heutigen Kläranlage), von 1929 bis 1936 einige hundert Meter weiter nördlich (im heutigen Polizeigebäude) untergebracht, bis das Geschäft im gleichen Jahr ins elterliche Haus zurück kehrte, einer ehemaligen Kate von Haus Voerde.

Viele Jahre später führten Else und ihre um zwei Jahre ältere Schwester Anneliese gemeinsam mit ihren Männern das elterliche Milchgeschäft unter den Namen Hegmann und Zierke bis in die 1980er beziehungsweise 90er Jahre östlich und westlich der Bahnlinie an der Bahnhofstraße 138 und 55 weiter.

Doch zunächst wuchs  Else zusammen mit ihren Geschwistern in dem Geschäftshaushalt an der Frankfurter Straße auf.

Sie besuchte die Volksschule in Stockum bis 1943 und absolvierte das seinerzeit vorgeschriebene Pflichtjahr zu Hause im Betrieb der Eltern; denn das Milchgeschäft war die Existenz der Familie.

Als im Dezember 1943 Vater Flores noch zur Wehrmacht eingezogen wurde und an die Front musste, war es selbstverständlich, dass die Mädchen Anneliese (16 Jahre) und Else (14 Jahre) der Mutter im Geschäft halfen.

Der Vater kam nicht aus dem Krieg zurück, er blieb vermisst, bis seine Frau ihn 1965 für tot erklären ließ. 1949 heiratete Anneliese Flores Walter Zierke. Die Mutter teilte das Geschäft unter ihren beiden Töchtern auf.

1951 machte Else den Führerschein, fuhr aber trotzdem anfangs noch mit Pferd und Wagen die Milch in Voerde aus.

Für den Milchverkauf waren Bezirke festgelegt, in Elses Zuständigkeit lagen: Frankfurter Straße, Steinstraße, Bahnhofstraße, die Rönskensiedlung und der Buschmannshof.

Schon bald fuhr die junge Frau Hegmann nicht mehr mit Pferd und Wagen die Milch aus, sondern mit einem motorisierten Dreirad der Marke Goliath.

1952 heiratete Else Günter Hegmann aus Emmerich. Die jungen Leute wohnten zunächst in Else Elternhaus an der Frankfurter Straße.

Ein Jahr später mache Frau Hegmann den Kaufmannsgehilfenbrief und meldete im September 1953 ein eigenes Gewerbe an.

1954 eröffnete sie gemeinsam mit ihrem Mann ein Geschäft in dem Ladenlokal an der Bahnhofstraße 219a (gegenüber der Sankt Pauluskirche). Dort wurden Molkereiprodukte, Butter, Eier, Käse, Speiseöl und Süßwaren verkauft. Ab 1955 kamen Wurst, Wurstwaren, Brötchen und Wein hinzu.

Den Fahrdienst übernahm Günter Hegmann bis zu dem Zeitpunkt, wo die Frischmilch in Tüten angeboten wurde. Der Hausverkauf ließ nach und wurde schließlich ganz eingestellt.

Neu hinzu kam die Belieferung der Schulen mit Milch, Kakao und Sanadex, einem cremigen Sahne-Milch-Getränk. Else Hegmann bildete sich parallel zum Geschäftsbetrieb auf der Bundesfachschule für den Lebensmittelhandel in Neuwied fort.

Sie bildete während ihrer Berufstätigkeit circa 20 junge Menschen als Verkäuferinnen und Einzelhandelskaufleute aus.

Für den Verkauf von Milchprodukten musste jährlich eine Erlaubnis der Kreisbehörde ausgestellt werden, die im Wortlaut wie folgt lautete: „Laut Erlaubnis des Herrn OKD Dinslaken kann Frau Else Hegmann auf dem Grundstück Bahnhofstraße 219a ein Unternehmen zur Abgabe von Milch, Milcherzeugnissen im Klein- und Zubringerhandel betreiben. Die Erlaubnis für den Kleinhandel gilt für Kuhmilch, Rahm, Magermilch, Buttermilch, Sauermilch, Kefir, Yoghurt und Molke.“

In diesem Laden wurde auch noch ein Jahr lang täglich Eis verkauft.

In der ehemaligen Scheune des Flores-Hauses gab es bereits in den 40iger Jahren des 20. Jahrhunderts Eisverkauf, später dann auch eine Eisdiele.

Eis gemacht wurde nur im Sommer an Sonntagen für die Ausflügler, und zwar in den klassischen Sorten: Schokolade, Vanille, Erdbeere. Anneliese und Else waren schon als Kinder am Umsatz des Eisverkaufs beteiligt.

Das Geschäft an der Bahnhofstraße lief so gut, dass ein größerer Verkaufsraum gebraucht wurde. Auch die Familie Hegmann benötigte nach der Geburt ihrer Söhne mehr Wohnraum, so wurde 1959 an der Bahnhofstraße 138 ein neues großzügiges Wohn- und Geschäftshaus erbaut. Auch dieses Geschäft lief gut und erfuhr im Laufe von 20 Jahren verschiedene Modernisierungen und Erweiterungen. Else Hegmann, inzwischen vierfache Mutter, arbeitete in all den Jahren weiter mit, oft mit einem schlechten Gewissen gegenüber ihren Söhnen, die gut von einer ausgebildeten Erzieherin betreut wurden.

Und die Mutter und Geschäftsfrau nahm auch weiterhin an UnternehmerInnenseminaren teil und bildete sich im Bereich Feinkost weiter fort. Als in den 1970er Jahren eine Ausbildungsverordnung in Kraft trat, absolvierte sie das hierfür erforderliche Seminar in Wesel. Außerdem war sie 12 Jahre Mitglied im Prüfungsausschuss der IHK Duisburg.

Mit dem Aufkommen der Supermärkte Mitte der 1970er Jahre wurde es für das Lebensmittel- und Feinkostgeschäft Hegmann in Voerde eng, so dass die Geschäftsleute sich gezwungen sahen in Wesel (1977) und Dinslaken (1979) Käseläden zu eröffnen. Im September 1981 musste das Voerder Geschäft geschlossen werden.

Else Hegmann arbeitete bis Anfang 1992 im Weseler Käseladen mit, den ihr jüngster Sohn noch bis 2001 weiterführte.

Else Hegmann hat fast ein halbes Jahrhundert hinter der Verkaufstheke gestanden und tausende Kunden stets freundlich, kompetent und herzlich bedient.

Verfasserin: Marlies Wellmer

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